'Mini Cape' Short-film Kapstadt | Timmy Henny

Timmy Henny fängt Kapstadt als Legoland ein

Kapstädter Filmemacher zeigt in 'Mini Cape' wie Kapstadt von oben aussieht

Schau dir 'Mini Cape' an, ein großartiger Kurzfilm über Kapstadt von Timmy Henny und lies dir das Interview mit ihm unterhalb des Videos durch.


Timmy Henny, wer bist du?
Ich bin Kameramann und habe im fotografischen Bereich begonnen, mich dann aber in den letzten Jahren mehr in Richtung Film orientiert. Ich habe Werbespots gemacht, Musik Videos, Dokumentationen, Firmenvideos und habe gerade die Arbeiten zu der DStv Fernsehserie 'Braai for Heritage' beendet. Da waren wir in ganz Südafrika unterwegs und haben zusammen mit Südafrikanern jeder Couleur unser traditionelles Erbe gefeiert. Jetzt gerade arbeite ich an dem Inhalt zum Video 'A Year in the Wild', gestartet von Scott Ramsay, der über 30 Nationalparks in Südafrika besucht und diese dokumentiert. Und ich stelle ein Video über jeden Park fertig und unterstreiche deren unermessliche Schönheit.

Erzähl mir mehr über den 'Mini Cape' Film.
'Mini Cape' wurde im Februar 2011 gefilmt, um einen Tag das Leben mitten in Kapstadt in einer Miniaturansicht festzuhalten. Ich habe sehr viele Werbespots und Firmenvideos gedreht also wollte ich damals etwas machen das mir mehr am Herzen lag. Dann sah ich dieses Video von Sam O'Hare wie er New York en miniature dargestellt hat. Das hat mich total umgehauen und dann dachte ich: 'Ich kann sogar ein noch besseres Video von Kapstadt machen!' Dafür habe ich dann etwa ein Monat gebraucht, weil ich zwischenzeitlich noch andere Auftragsarbeiten hatte, und an meinen freien Tagen habe ich das sommerliche unberührte Kapstadt festgehalten, was auch dem Film mehr Farbenreichtum verleiht. Ich liebe Kapstadt so sehr, und obwohl ich jedes Jahr ins Ausland fahre, läuft mir immer wieder ein kleiner Schauer über den Rücken, wenn ich unseren Berg aus dem Fenster im Flugzeug erkenne. Ich wollte mit diesem Video unserer 'Mother City' huldigen.

Was hat dich dazu bewogen Kapstadt als Miniatur darzustellen?
Es ist ein Stil, den ich immer öfter sehe. Es gibt sogar eine kleine Rubrik in der letzten BBC-Dokumentation 'Human Planet', wo auch genau diese Darstellungsart benutzt wurde. Als ich das sah, sagte ich zu mir, dass ich dieses Video machen muss, bevor jemand anderes es tut.

Gab es irgendwelche Schwierigkeiten, die auftraten, als die gefilmt hast?
Man muss von einem relativ hohen Standpunkt aus filmen und das offensichtliche Problem war, wie ich auf alle diese hohen Gebäude komme, damit ich viele verschiedene Blickwinkel bekomme, um den Film interessant zu machen. Also habe ich eine E-Mail an alle meine Kontakte geschickt und jeder von ihnen hat mir sehr dabei geholfen auf die Dächer und die Balkone dieser Stadt zu kommen. Dann gab es ein paar Gebäude, auf die ich unbedingt raufwollte, also habe ich den Sicherheitsdienst einfach angelogen und habe mich auf das Dach geschlichen. Ich finde ja, dass die Objekte wie Boote, Helikopter und Baumaschinen in dem Miniaturfilm am besten zur Geltung kommen, weil sie eine Form der Geschäftigkeit in dieser Miniaturwelt darstellen. Es gab noch andere Bauwerke, zu denen ich Zugang erlangen wollte, aber das ließ sich leider nicht einrichten. Zum Beispiel der Tower am Flughafen, denn aus irgendeinem Grund denken die da, dass ein Fremder mit einer Kamera ein Terrorist sein könnte. Ein paar Miniaturflugzeuge hätten sicher cool ausgesehen, aber es gibt immer noch andere Möglichkeiten.

Was war das Highlight deines Projektes?
Ich habe das Drehen des Films fast immer genossen aber das Highlight war Clifton. Ich erhielt Zugang zu den Dächern einiger der Häuser, die direkt am Strand liegen, und das an einem der schönsten Tage in diesem Sommer. Dort sind mir ein paar sehr schöne Aufnahmen gelungen und dieser Teil des Films zeigt wirklich die Schönheit unserer Stadt, mit dem unbewegten türkisen Wasser und dem seidig weiß glänzenden Sand. Eine meiner Lieblingsszenen ist, als die zwei Typen das Klavier über die Straße tragen, das war ein totaler Zufallstreffer. Ich war auf dem Dach des Fugard Theaters und dann waren sie dabei die Straße zu überqueren. Ich musste mich wirklich beeilen scharf zu stellen und die beiden in den Kasten zu kriegen. Aber das ist das Schöne an einem Projekt wie diesem. Du drehst und drehst und wartest und wartest und plötzlich passieren total erstaunliche Sachen.

Wie lang hast du für das Projekt gebraucht, um es fertigzustellen?
Ich habe verteilt über einen Monat gedreht, wann immer ich Zeit hatte. Es brauchte überraschenderweise viel Zeit und ich brauchte auch jede Menge Geduld, um auf den richtigen Moment zu warten. Als ich zum Beispiel darauf wartete, dass der Müllcontainer den Sand berührte oder als das Piratenschiff die Waterfront verließ. Ich hatte bis zu 300 Gigabyte an Filmmaterial, das ich bei der Bearbeitung durchgehen musste. Wie bei allen meinen anderen Projekten auch habe ich Orte kennengelernt, wo ich noch nie zuvor war. Die Bearbeitung hat eine Weile gedauert, weil ich mit anderen Arbeiten sehr beschäftigt war. An sich ist die Bearbeitung auch sehr mühselig, weil man sehr viele verschiedene Filter anwenden muss und es sehr lange braucht, bis diese dann gerendert sind. Also, Steve Jobs, wenn du dir mir jetzt einen schnelleren Mac spendieren willst, dann bitte nur zu!

Hast du alles selber gedreht?
Ich habe die Regie, die Produktion, das Filmen und die Bearbeitung gemacht. Ich habe mit einer Canon 5D gearbeitet, eine handliche Kamera, die die Branche im Sturm erobert hat. Ich habe auch einen motorisierten Stativkopf, den ich aus Tokyo mitgebracht habe, die der Kamera erlaubt sehr langsam mitzuziehen. Wenn man also den Film später schneller ablaufen lässt, schaut das Ganze sehr flüssig aus. Ich habe ein bisschen dafür gebraucht und herumexperimentiert um die Technik zu perfektionieren, aber ich gebe jetzt eine kurze übersichtliche Darstellung. Ich benutze ein spezielles Objektiv, das sich sowohl drehen wie verschieben lässt und somit wird ein besonderer Tiefeneffekt erzeugt, dann schraube ich die Sättigung der Bilder hoch und beschleunige die Bildfolge. Aber ganz so einfach ist es nicht. Die eigentliche Kunst besteht darin, den richtigen Blickwinkel des Subjekts zu haben, um es dann richtig einzurahmen. Ich habe Ross und Myles McDonald von Hey Papa Legend Studios einen Beispielsong gegeben und die haben daraus einen wunderbaren Soundtrack gemacht. Im Gegenzug habe ich einen Fotoshoot für sie gemacht. Ich finde alle Kreativen in Kapstadt sollten so arbeiten, indem man seine Fähigkeiten austauscht. Jeder von uns würde dann viel bessere Inhalte produzieren und wir würden endlich aufhören zu jammern, dass das Budget zu klein ist.

Wofür hast du den Film produziert?
Nur für mich.

Was kommt als nächstes?
Mein Ziel ist es diese Art von Filmen in den Städten rund um den Globus zu machen. Nächsten Monat fliege ich nach Europa und mache Filme von Berlin, London und Dublin.

Der Film ist Finalteilnehmer des internationalen Kurzfilmfestivals in San Francisco, was erwartest du?
Ja, ich meine wie cool ist das eigentlich! Ich hatte eigentlich sehr geringe Erwartungen, als ich meinen Film einreichte und dann bekam ich plötzlich eine E-Mail, in der stand, dass ich einer der Finalisten von über 1600 weltweiten Einsendungen war. Allerdings erwarte ich nicht allzu viel. Ich denke, dass Filme die bei Festivals gewinnen, aufrüttelnde Erzählweisen haben und erstaunliche sowie einzigartige Geschichten erzählen zu haben. Ich bin froh in der letzten Runde mit dabei zu sein und natürlich, dass mein Film in San Francisco gezeigt wird. Ich habe auch an Kurzfilmwettbewerben in Großbritannien und Deutschland teilgenommen, also drücke ich ganz fest die Daumen.

Möchtest du noch etwas hinzufügen?
Wir können uns so glücklich schätzen in einer solch wunderschönen Stadt wie dieser zu leben, und wenn du so etwas Geiles wie unsere Stadt filmst, geht die Arbeit auch leicht von der Hand.

Das Interview führte Antonia Heil.


Mehr Geschichten rundum Kreative in Kapstadt findest du in unserer Rubrik Kunst & Kultur.

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