Wine tasting

Schauen, Schwenken, Schnüffeln, Schlürfen

In Südafrika zu sein und nicht ‘Wine tasten’ zu gehen, das ist in etwa so wie in Deutschland kein Bier zu probieren. Selbst Weingegner können sich dem Bann der Weingüter am Westkap eigentlich nicht entziehen. Alte Herrenhäuser inmitten traumhafter Landschaft - eines schöner als das andere und noch dazu Weine, die mit jenen aus Frankreich und Italien lange mithalten können. Die wohl charakteristischste Rebsorte am Westkap ist die rote Pinotage. Weit verbreitet sind auch Shiraz und Cabernet Sauvignon und in der weißen Fraktion Chenin Blanc, Chardonnay und Sauvignon Blanc. Das hört sich gut an? Fanden wir auch. Also beschlossen auch wir, selbst einmal auf Weinprobe zu gehen.

Französisches Flair

Los ging unsere Tour in Franschhoek, etwa eine Stunde von Kapstadt entfernt. Französiches Flair, französische Speisekarten und französische Namen, aus Zeiten der Hugenotten – man könnte meinen, man sei in der Provence. Das kleine Weinstädtchen zählt zum Hollywood unter den Weinregionen. 42 aktive Weingüter säumen die Straßen, an Wein sollte es also nicht mangeln!

Für uns an diesem Sonntag leider doch. Es scheint als habe sich fast ganz Franschhoek gegen uns verschworen. Beinahe alle Güter hatten für Weinproben geschlossen. So leicht lassen wir uns aber nicht unterkriegen! Zwischen Franschhoek und Stellenbosch haben wir ein ein Weingut gefunden, das uns auch am Sonntag aufnehmen wollte – Graham Beck. Also nichts wie rein in die gute Stube und los geht das Geschmackserlebnis mit den edlen Tropfen.

Ich muss zugeben, ich kenne mich nicht besonders mit Weinen aus. Rot, Rosé, Weiß, trocken, süß - nicht viel weiter erstreckt sich mein Wissen über die leckeren Tropfen. Wie man ihn trinkt, das ist geläufig. Und dieses Wissen reichte bei unseren Verkostungen auch durchaus aus! Klar, ein Schwenken hier, ein Schnüffeln da muss alleine schon der Optik halber in dem noblen Ambiente sein, nur vorm Schlürfen hab ich mich erfolgreich gedrückt. Es ging auch so ganz gut! Und spätestens nach dem dritten Tasting schlürft selbst der Weinkenner nicht mehr!

Zwar trafen die Weine nicht vollkommen unseren Geschmack, trotzdem war es ein schöner Aufenthalt in noblen Ambiente. Und über Geschmack kann man ja bekanntlich streiten.

Südafrikanischer Wein, ist so wie das Blut der Erde, komm schenk mir ein

Unsere Planung führte uns weiter nach Stellenbosch. Diese beschauliche Stadt ist für Vieles bekannt: Als Studentenstadt zieht es die jungen Leute an und macht jene neidisch, die dort nicht studieren können, als Bilderbuchstädchen erfreuen sich auch reifere Generationen daran und als eines der Weinregionen schlechthin werden nun auch noch Weinliebhaber voll auf ihre Kosten kommen.

Neethlingshof stand bei uns als nächstes auf der Liste. Eine Allee führt zum traditionellen Gut, umgeben von Rosen, Gärten und Wiesen. Jetzt ist mir auch klar, warum das Gut als eines der bliebtesten am Kap gehandelt wird! Wenn jetzt noch die Weine schmecken, dann bin ich im Himmel! In der Tat konnten wir von den Weinen nicht genug bekommen! Für R30 (ca. 3 Euro) konnte man sich aus einer Liste fünf Weine aussuchen, von schweren Roten, über Weiße bis hin zum süßen Dessertwein. Einer besser als der andere! Mit den passenden Hintergrundinformationen zu Geschichte, Gut und Wein war es ein Aufenthalt, den ich jedem nur empfehlen kann.

Alle guten Dinge sind drei

Gut gelaunt, heiter und leichten Fußes ging es weiter zum dritten Gut. Spier sollte es sein. Neben großzügigen Gartenanlagen, See und hellem, freundlichem Verkostungsraum, waren auch die Weine ganz nach unserem Geschmack. Wem es langsam etwas wärmer um die Ohren wird, für den dürften die leckeren Käseplatten genau richtig sein!

Die edlen Tropfen wegzuleeren, das kam bei uns nur äußerst selten in Frage. Eigentlich konnte es nur zwei Gründe geben: Entweder der Wein war wirklich ungenießbar, was in Südafrika wohl nicht allzu häufig vorkommen sollte, oder aber ein weiteres Glas wäre körperlich einfach nicht mehr tragbar gewesen, wenn ihr wisst was ich meine. Von Ausspucken, wie man es nach richtiger Etikette tun soll, kann hier gar keine Rede sein!

15 Weine später steht bei uns jedenfalls fest: Winelands, ihr habt vollstens überzeugt!

Cheers! Auf Südafrika, auf seine Weine, auf uns!

Von Jana Romppel

Neethlingshof | Stellenbosch | Tel.: 021-883 8898 | www.neethlingshof.co.za

Spier | Lynedoch Rd., an der R 310 | Stellenbosch | Tel.: 021-809 1100 | www.spier.co.za

Graham Beck | Franschhoek | Tel.: 021-874 1258 | www.grahambeckwines.co.za


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