Julian in Kapstadt | Reisetipps & Blog Südafrika
WetterReise TippsGarden RouteMein Kapstadt

Ein trauriger Abschied von Kapstadt

Auf dem Weg nach Deutschland

Manchmal scheint die Welt verrückt zu spielen, Dinge, die man fest für die Zukunft als Säulen seines Lebens mit eingeplant hat, erweisen sich plötzlich als äußerst labil, gute Freunde und Geliebte verabschieden sich schlagartig. Man schlägt neue Wege ein, findet sich vor den vielen Türen des Lebens, manche stehen einem offen, für andere benötigt man den richtigen Schlüssel. Doch bevor ich noch weiter aushole und vermutlich abschweife zurück auf den südafrikanischen Boden und zur Realität: Ich verlasse Kapstadt!

Für mich ist nun die Zeit angebrochen, dieser faszinierenden Metropole ‘Auf Wiedersehen’ zu sagen. Es war wunderbar wieder hier sein zu dürfen und ich blicke auf eine ereignisreiche Zeit zurück: Ich habe ausgiebig mit den Kreativen in Kapstadt, wie der Designerin Regina Borth und der jamaikanischen Künstlerin D’bi Young, über ihre Arbeiten und Kapstadt als deren persönliche Muse geredet. Als ich mit D’bi Young an einem sehr kalten Morgen ganz allein mit ihr in einem riesigen Konferenzsaal gesprochen habe, hat sie mir auch gleich ein paar Dinge gelehrt. Ich regte mich fürchterlich über aktuelle Veränderungen in unserer alltäglichen Kommunikation auf, über Menschen, die ihre Liebesbotschaften als Kurznachrichten über soziale Netzwerke verschicken. Aber ich war bloß unverständnisvoll, wahrscheinlich macht es wohl doch Sinn, seine Emotionen übers Internet zu kommunizieren.

Sehr viel Verständnis hatte ich hingegen für die Probleme der südafrikanischen Gemeinden, wie Ocean View nahe Fishoek; Chantel Daniels erzählte mir davon. Wir redeten auch über das Thema Freiwilligenarbeit in Kapstadt, weil es mich ganz generell interessierte. Aber es gibt wohl nichts Spannenderes als die Geschichte der Entstehung der Cape Flats in Kapstadt.

Aber nicht nur hinsichtlich der Arbeit war es sehr bereichernd, sondern auch um meine Südafrika-Kenntnisse zu vertiefen, war es wichtig wieder hier zu sein. Manchmal hat mich Kapstadt links und rechts abgewatscht und mir gezeigt, wie wenig Ahnung ich doch ab und zu von Land, Leute und Sprache hatte. Doch tags darauf konnte ich mich wieder beweisen und Kapstadt entschuldigte sich bei mir und wir versöhnten uns wieder. Wie könnte ich auch diese schöne Stadt verschmähen?

Für mich wird es ein sehr trauriger Abschied werden. Keine Frage ich bin ein geborener Münchner, stolzer Bayer und Deutscher durch meinen Pass, aber im Herzen, bin ich Südafrikaner, und zwar schwarzer, farbiger und weißer zugleich. Ja, ich befinde mich auf dem Weg nach Deutschland. Aber ich weiß, auch wenn ich im Moment nicht den richtigen Schlüssel für die Tür “Für immer Südafrika” in der Hand halte, weiß ich doch, dass ich mich bald wieder vor selbiger Tür finden werde, und dann passt mein Schlüssel aber.

Bis dahin, Tschüss und Servus.

von Julian Friesinger


Verpasse nichts mehr mit unserem Newsletter, folge uns auch auf Facebook und Twitter.

TRIVIA

image description